Kirgisistan. Touristisch

Das Land ist eine Reise wert. Und das wäre nicht einmal kostspielig …

Neben den gewohnten politischen Analysen (und mitunter Literaturempfehlungen) möchte ich Ihnen heute Reiseeindrücke aus Kirgisistan schildern. (Vor einiger Zeit habe ich mich soziologisch-politisch-historischen Aspekten der Kirgisistanreise gewidmet http://www.cwipperfuerth.de/2015/10/26/kirgisistan-eindruecke-aus-zentralasien/.)

Wie kommt man aus Europa nach Kirgisistan? – Zum Beispiel mit einem durchgehenden Zug von Moskau. Die Fahrtzeit beträgt drei Tage. Eine Buchung (auf Russisch oder Englisch) der Fahrt ist im Internet möglich (http://www.russianrailways.com/), und ich habe gute Erfahrungen mit dem Internetportal der Russischen Bahnen gemacht. Ich habe die Variante einer Reise mit dem Zug bei meiner Reisevorbereitungen zunächst bevorzugt, weil ich die Weite der Landschaft und die Stimmung in den Zügen sehr mag. Ich bin zudem groß gewachsen und kann mich gleichwohl auf dem Schlafplatz in russischen Zügen ausstrecken, dank der großzügigeren östlichen Spurbreite. Russische Fernzüge sind ein angenehmes Erlebnis. Ich habe mich dann vor allem aus Zeitgründen für das Flugzeug entschieden, das sogar kostengünstiger ist. Wer zeitig bucht, kann von Mitteleuropa mit einer Zwischenstation entweder in Moskau oder Istanbul für etwa 300 Euro hin und zurück fliegen.

Meine Tochter und ich konnten auf die Erfahrung, die Unternehmungslust und das gut gefederte, geräumige Auto eines in Bischkek lebenden deutschen Freundes bauen. Ihm sei Dank! Auch seiner Tochter Martha, die Spielkameradin meiner nur wenig älteren Tochter war.

In Kirgisistan, das auf einem ähnlichen Breitengrad wie Italien liegt, spricht nahezu jeder Russisch. Andere Fremdsprachen sind nicht verbreitet.

Falls Sie sich auf eigene Faust auf den Weg machen kann ich Ihnen http://www.guesthouse-karakol.com/de/ empfehlen. Der Eigentümer Andre ist Niederländer, mit einer Kirgisin verheiratet. Er spricht auch Deutsch und kennt Gott und die Welt in der Region Karakol am Ostende des Issyk-Kul. Kyrgyzstanmap Ohne eine Beziehung zu einem Menschen, der gute Beziehungen hat wird es schwierig, Einblick und die richtigen Tipps zu erhalten. Manches – oder Vieles? – lässt sich eben nicht kaufen, das gilt für Kirgisistan wohl noch verstärkt.

Sie könnten sich auf eigene Faust auf den Weg machen, sich einer westlichen Reisegruppe anschließen oder vielleicht mit http://www.kirgistan-reisen.com/ aufbrechen? Ich habe einen der sehr freundlichen Reiseleiter zufällig kennengelernt. (Dies ist keine Empfehlung, da ich keinerlei Erfahrung mit dem Reisebüro habe, aber im Internet lassen sich entsprechende Informationen finden.)

Nützliche Hinweise finden Sie auch auf der Seite http://leben-in-kirgistan.de/ von Richard Heider, einem seit langen Jahren in Bischkek lebenden Deutschen.

Kirgisistan ist nicht unbedingt ein Platz für Feinschmecker. Die Kost ist einfach, eher kalorienhaltig und aufgrund der nachwirkenden nomadischen Tradition gemüsearm und fleischlastig. Auch für kunsthistorisch Interessierte hat das Land nicht viel zu bieten. Kirgisistan war, anders als das benachbarte Usbekistan, nie Sitz einer Hochkultur.

Aber die Natur! Berge höher als in den Alpen und aufgrund des kontinentalen Klimas wenig Niederschlag. Sie könnten also auf einen fast durchweg blauen Himmel und eine phantastische Aussicht bauen. Und auf Möglichkeiten, sich zu Fuß oder auf einem Pferd auf den Weg zu machen, was wir getan haben. Ich bin da wahrlich nicht geübt, aber auch zu Recht gekommen. Es gibt traditionsgemäß viele Pferde.

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(Blick über den Issyk-Kul zum Südufer des Sees)

Rings um diesen glasklaren See, der elfmal so groß wie der Bodensee ist, gibt es schneebedeckte Berge. Das Gewässer selbst liegt immerhin auf 1607 Metern über Meereshöhe. Und ist zum Baden sehr geeignet.

Im Sommer ist es wärmer als in Mitteleuropa, im Winter kälter. Man kann auch Alpin-Schilaufen …

Es gibt vereinzelte kleine Jurtensiedlungen für Touristen. À la spartane …

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Durch Beziehungen und den Zufall konnten wir an einem Fest mit der Darbietung kirgisischer Musik, Tanz und Sportarten teilnehmen. Derartige Veranstaltungen sind selten, die Teilnehmer machten dies offensichtlich nur hin und wieder und hatten offensichtlich Freude daran. Z.B. die Jungen an ihrem Kampf, den Widersacher mittels eines Sacks von einem Esel zu befördern.

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Oder die Musikanten mit ihren landestypischen, durchaus verbreiteten Kopfbedeckungen.

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Und dann die Jagd mit Adlern. Nicht mit Falken, wie seit langem hierzulande, sondern mit Adlern. Das scheint es weltweit ansonsten nur in der Mongolei zu geben.

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Und praktisch sah das so aus, dass ein Adler auf ein Kaninchen losgelassen wurde. Ein weißes, damit es auch die Zuschauer gut sehen konnten … Tja, zum Glück war meiner Tochter nicht so richtig klar, was da ablief. Der Adler war auch eher träge. Ich vermute, er betrachtete es als unter seiner Würde liegend, solch ein Kleintier zu erlegen. Er ließ sich aber doch dazu herab. Und kam danach zu seinem Boss zurückgeflogen.

In Kirgisistan werden Wölfe mit Adlern gejagt …

Danach gab es kirgisisches Ringen, Folie11landesgemäß vom Pferd aus.

 

Und zum Schluss etwas, was man als kirgisisches Polo bezeichnen könnte: Zwei Mannschaften versuchen sich wechselseitig einen 35 Kilogramm schweren Hammel (nicht lebendig!) abzujagen und in eine Art Tor des Gegners einzutüten.

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Die Besten dieses Wettkampfs gehören zu den Stars des Landes.

Das Ganze fand übrigens hier statt: Folie13

Und dann sind wir auch noch richtig in die Berge, weit über 2500 m hinauf. Zu warmen Quellen, die Landschaft genießend. Dafür sollten Sie sich Zeit lassen.

Wir haben uns hier teilweise in einem sowjetischen Jeep fahren lassen. Er hat trotz eines kleineren Problems tapfer durchgehalten.

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Im Gegensatz zu dem 60.000-Euro-Jeep eines Franzosen, der trotz Warnungen dieselbe Strecke wie wir fuhr. Sein Auto war nach der Tour reif für die Schrottpresse. Ihm und seiner Familie ist glücklicherweise nichts passiert.

In Kirgisistan werden Sie nur vereinzelte Touristen antreffen, die Natur ist keineswegs verbaut. Besondere Sicherheitsgefahren scheinen nach meinem Eindruck auch nicht zu drohen. Ein Kontakt zu den Kirgisen lässt mittels der russischen Sprache – sofern man sie denn beherrscht – leicht herstellen. Ein lohnendes Reiseziel, das anders ist. Wirklich anders? Immerhin stößt der Besucher häufig hierauf:

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Kommt einem das nicht ziemlich bekannt vor? Wer genauer hinschaut merkt den Unterschied …

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Das kann Reisen so lehrreich machen.

 

Quellen:

Fotos: privat

Kirgisistankarte: gemeinfrei, da Material aus dem CIS Factbook

BP: http://trans-continental.ru/wp-content/uploads/2014/06/0_96e07_12602056_-1-orig-1.jpeg