Russlands demographische Situation verbessert sich weiter – aber das könnte sich bald ändern

In der russischen Wirtschaft und Innenpolitik gibt es zahlreiche Versäumnisse und Fehlentwicklungen. Die Bevölkerungsentwicklung jedoch übertrifft seit fast zehn Jahren selbst die positivsten Erwartungen. Russland wies 2014 erstmals seit dem Ende der UdSSR erstmals wieder mehr Geburten als Todesfälle auf.
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(http://en.wikipedia.org/wiki/File:Natural_Population_Growth_of_Russia.PNG; http://en.wikipedia.org/wiki/en:Creative_Commons; http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)

– In Deutschland überstieg die Anzahl der Todesfälle diejenige der Geburten übrigens um über 30 Prozent.
Die Lebenserwartung insbesondere russischer Männer ist weiterhin außerordentlich niedrig. Sie lag auch 2014 auf dem Niveau afrikanischer Länder, ist in den vergangenen Jahren aber geradezu rasant angestiegen.
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(http://en.wikipedia.org/wiki/File:Russian_male_and_female_life_expectancy.PNG; http://en.wikipedia.org/wiki/en:Creative_Commons; http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)

Die Anzahl der Geburten je 1.000 Einwohner ist – von Island abgesehen – die höchste sämtlicher europäischen Länder.
Seit 2007 erhalten Familien für das zweite und jedes weitere Kind (neben dem monatlichen Kindergeld) eine einmalige Unterstützung. Sie beträgt derzeit 430.000 Rubel. In Kaufkraftparität gerechnet sind dies etwa 9.000 Euro.
Der Alkoholkonsum sank nach 2009 um etwa 20 Prozent, ähnliche Rückgänge gibt es beim Tabakverbrauch oder etwa der Anzahl der Suizide und Mordfälle. Russland weist jedoch in allen vier genannten Bereichen weiterhin ungünstigere Zahlen auf als fast sämtliche anderen europäischen Länder. Dies trifft auch auf die Anzahl der Verkehrstoten zu, die 2014 im Vergleich zu Vorjahr sogar noch angestiegen ist.
Seit Ende 2014 gibt es erste Anzeichen, dass die günstige demographische Entwicklung unterbrochen oder gar beendet sein könnte: Die Anzahl der Geburten ging im Vergleich zum Vorjahr erstmals seit einer Reihe von Jahren zurück. Dies könnte mit der einsetzenden Wirtschaftskrise in Verbindung stehen. Junge Russen könnten eine von ihnen eigentlich beabsichtige Geburt eines Kinder aufgrund der unsicheren ökonomischen Lage zurückgestellt haben.
Für definitive Aussagen ist es noch zu früh. Ich werde mich auch in Zukunft mitunter zu demographischen Fragen äußern. Ich empfehle Ihnen meine früheren Beiträge zu diesem Thema:
http://www.cwipperfuerth.de/2012/09/ein-vorlaufiges-ende-der-demographischen-krise-russlands
http://www.cwipperfuerth.de/2013/01/die-entwicklung-der-muttersterblichkeit
http://www.cwipperfuerth.de/2013/10/russlands-bevolkerungsentwicklung-aktuelle-tendenzen
http://www.cwipperfuerth.de/2013/11/alkoholkonsum-in-russland
http://www.cwipperfuerth.de/2014/05/rauchen-in-russland-3